McCollough-Effekt

Optische Täuschungen & Sehphänomene von Michael Bach

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Was sehen wir hier?

Zunächst sieht man ein schwarz-weißes 2×2 Schachbrett: das ist wirklich ohne jede Farbe. Wenn man den unteren der 3 Radioknöpfe “Simulation” wählt, sieht man echte zarte Farben, aber das gilt nicht.

Was kann man machen?

Den Radioknopf “Adapt” anwählen. Nun sieht man langsam wechselnde farbige Gitter, die man sich 2–5 Minuten lang anschauen sollte. Zur Unterhaltung wird in Einzelbuchstaben ein (englisches) Gedicht präsentiert. Oder man lässt im Hintergrund ein in der Länge passendes Musikstück laufen. Auf das Gitter bzw. dessen Farben braucht man gar nicht besonders zu achten.

Nach der Adaptationszeit auf den Radioknopf “Test” zurück schalten. Nun sollten schwache Farben zu sehen sein, ähnlich der Simulation. Diese sind aber jetzt im Gehirn entstanden, und nicht auf dem Bildschirm! Test dafür: Bildschirm um 90° drehen, dann wechselt der Farbton auf das andere Feld; die Farbe ist an die Gitterorientierung gebunden!

Schwache Farben, nichts Besonderes? Doch, denn im Gegensatz zu allen anderen Nachwirkungen (seien sie in Helligkeit, Farbe oder Bewegung), die höchstens eine Minute anhalten, wirkt dies über Stunden, auch über Nacht. Wenn man 10 Minuten adaptiert soll es Monate anhalten.

Spannend wird es, wenn man nach 10 Minuten, in denen man beliebiges anderes macht, noch einmal nachschaut: Wer mindestens 2 Minuten lang adaptiert hat, sollte den Effekt immer noch sehen!

Wie funktioniert das?

Dies ist eine Farb-Nachwirkung, die von Celeste McCollough während ihrer Doktorarbeit entdeckt wurde. Es ist ein einzigartiger Effekt, weil er so lange anhalten kann. Im Gegensatz zu Helligkeit, anderen Farbnachwirkungen oder Bewegungsnachwirkungen muss der zugrundeliegende Mechanismus von völlig anderer Natur als nur ein Regelungsprozess sein, vermutlich gehört er eher in den Bereich des Lernens. Trotz 50 Jahren Forschung ist dieses Phänomen nicht annähernd verstanden. McColloughs ursprüngliche Vermutung, nämlich dass es mit dem “Wegdenken” der retinalen Farbsäume zu tun hat, scheint mir immer noch plausibel. Aber nicht alle Experimente sind damit kompatibel – siehe die den exzellenten Scholarpedia-Übersichtsartikel (McCollough & Webster 2011).

Quellen

McCollough C (1965) Color adaptation of edge-detectors in the human visual system. Science 149:1115–1116 [PDF]

McCollough C (2000) Do McCollough effects provide evidence for global pattern processing? Percept Psychophys 62:350–362 DOI [PDF]

McCollough Howard C, Webster WA (2011) Scholarpedia, 6(2):8175

Wikipedia

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