Wasserfarben-Täuschung

Optische Täuschungen & Sehphänomene von Michael Bach

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Was sehen wir hier?

Eine Art 3×3-Schachbrett, abgetrennt durch wellige Farblinien. Erkennbar ist auch eine schwache Färbung des Feldinneren – links oben ein schwaches Gelb-Orange. Tatsächlich sind die Felder aber völlig weiß.

Was kann man machen?

Kommentar

Dieses schöne Farbphänomen wurde von Baingio Pinna 1987 entdeckt und mit “Wasserfarben-Täuschung” benannt. Die Wellenform der Grenzen ist nicht erforderlich, mit Wellen ist der Effekt aber stärker.

Doch wie entsteht diese Täuschung? In der Literatur wird sie zu den Gestaltphänomenen gerechnet. Das ist allerdings keine Erklärung, weil die “Gestalttheorie” aus meiner Sicht keine Theorie ist, sondern nur eine Sammlung von Phänomenen. Es gibt zwar etwas konkretere Modelle (siehe den Wikipedia-Eintrag), aber völlig überzeugend find ich sie nicht. Eins scheint mir jedoch sicher: Die Täuschung entsteht auf Grund von Verarbeitungsprozessen im Gehirn, nicht im Auge. Diese Prozesse sind vielleicht verwandt mit denen die beim Auffüllen des blinden Fleckes auftreten (siehe dort).

Quellen

Pinna B (1987). Un effetto di colorazione. In: Majer V, Maeran M & Santinello M (Eds) Il laboratorio e la città. XXI Congresso degli Psicologi Italiani (pp 158). Milano: Società Italiana di Psicologia.

Pinna B, Brelstaff G, Spillmann L (2001) Surface color from boundaries: a new ‘watercolor’ illusion. Vision Res 41:2669-2676

Pinna B, Werner JS, Spillmann L (2003) The watercolor effect: a new principle of grouping and figure-ground organization. Vision Res 43:43–52

Gerardin P, Devinck F, Dojat M, Knoblauch K (2014) Contributions of contour frequency, amplitude, and luminance to the watercolor effect estimated by conjoint measurement. JOV 14(4):9, 1–15

Wikipedia

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