Friséns Fauler Schatten

Optische Täuschungen & Sehphänomene von Michael Bach

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Was sehen wir hier?

Zunächst: Dieses Phänomen sieht man am besten bei niedriger Beleuchtung.

Wir sehen oben ein rotierendes buntes Dreieck, und ein größeres dunkelblaues “Schattendreieck” dahinter. Beide rotieren mit der selben Geschwindigkeit, aber sind die Ecken auf Deckung? In dem Paar von Beispiel-Fünfecken rechts ist nur das linke Paar auf Deckung.

Was kann man machen?

Wir sehen: Die wahrgenommene Ausrichtung hängt vom Helligkeitsunterschied ab, je dunkler der äußere “Schatten”, desto stärker der Effekt. Sie können verschiedene Geschwindigkeiten und verschiedene Formen ausprobieren. Wenn Sie beim Anhalten der Formen eine Gegenrotation sehen: Das ist die Bewegungsnachwirkung. Es ist auch möglich, mit den Farbauswahlfeldern auf der linken Seite ein dunkleres Blau zu wählen. Mit einem dunkleren Blau ist der Effekt fast doppelt so groß, doch die Form weniger gut erkennbar.

Wie funktioniert das?

Die Ursache liegt darin, dass die Verarbeitungsgeschwindigkeit innerhalb unseres Sehsystems von der Helligkeit abhängt: “je heller, desto schneller”, dadurch eilt das hellere Dreieck etwas voraus. Faustregel: 10× heller →10 ms schneller. Der Mechanismus befindet sich in den Photorezeptoren der Netzhaut. Die vorliegende Demonstration könnte als Rotations-Version des “Hess-Effekts” angesehen werden, bei dem das intensiver beleuchtete von zwei seitlich bewegten Zielen vor dem anderen verschoben erscheint. Es besteht auch eine enge Beziehung zum Pulfrich-Phänomen, das jedoch nur beim binokularen Sehen zu beobachten ist.

Im August 2006 schlug mir Lars Frisén diese Darstellung vor, und ich danke ihm für seine Ideen und dass er großzügig erlaubt hat, das Ergebnis hier zu veröffentlichen; er hat auch den Namen “Lazy Shadow” erfunden und seine eigene Seite dazu eingerichtet.

Quellen

Alpern M (1954) The relation of visual latency to intensity. AMA Arch of Phth 51:369–374

Bach M, Waltenspiel S, Röver J (1984) Comparison of pattern-ERG and VEP latency depending on stimulus luminance. Perception 13 [A27]

Bach M, Waltenspiel S, Bühler B, Röver J (1985) Sehbahndiagnostik mit simultaner Registrierung der retinalen und kortikalen Musterpotentiale. Fortschr Ophthalmol 82:398–401

Frisén L (2007) The lazy shadow: a monocular counterpart to the Pulfrich stereo phenomenon. Br J Ophthalmol 91(10):1296–1298

Hess CV (1904) Untersuchungen über den Erregungsvorgan im Sehorgan der Katze bei kurz- und bei länger dauernder Reizung. Pflügers Arch ges Physiolo 101:226–262

Mansfield RJW, Daugman JG (1978) Retinal mechanisms of visual latency. Vision Res 18:1247–1260

Wilson JA, Anstis SM (1969) Visual delay as a function of luminance. Amer J Psychol 83:350–358

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