Zunächst: Dieses Phänomen sieht man am besten bei niedriger Beleuchtung.
Wir sehen oben ein rotierendes buntes Dreieck, und ein größeres dunkelblaues “Schattendreieck” dahinter. Beide rotieren mit der selben Geschwindigkeit, aber sind die Ecken auf Deckung? In dem Paar von Beispiel-Fünfecken rechts ist nur das linke Paar auf Deckung.
compensation
-Schieber (oder den Cursortasten ←/→) kann man die relative Ausrichtung anpassen. Unterhalb des Schiebereglers wird der Passungswinkel angegeben, für mich passt es bei etwa -2,5°.Stopp
oder aktivieren light background
Wir sehen: Die wahrgenommene Ausrichtung hängt vom Helligkeitsunterschied ab, je dunkler der äußere “Schatten”, desto stärker der Effekt. Sie können verschiedene Geschwindigkeiten und verschiedene Formen ausprobieren. Wenn Sie beim Anhalten der Formen eine Gegenrotation sehen: Das ist die Bewegungsnachwirkung. Es ist auch möglich, mit den Farbauswahlfeldern auf der linken Seite ein dunkleres Blau zu wählen. Mit einem dunkleren Blau ist der Effekt fast doppelt so groß, doch die Form weniger gut erkennbar.
Die Ursache liegt darin, dass die Verarbeitungsgeschwindigkeit innerhalb unseres Sehsystems von der Helligkeit abhängt: “je heller, desto schneller”, dadurch eilt das hellere Dreieck etwas voraus. Faustregel: 10× heller →10 ms schneller. Der Mechanismus befindet sich in den Photorezeptoren der Netzhaut. Die vorliegende Demonstration könnte als Rotations-Version des “Hess-Effekts” angesehen werden, bei dem das intensiver beleuchtete von zwei seitlich bewegten Zielen vor dem anderen verschoben erscheint. Es besteht auch eine enge Beziehung zum Pulfrich-Phänomen, das jedoch nur beim binokularen Sehen zu beobachten ist.
Im August 2006 schlug mir Lars Frisén diese Darstellung vor, und ich danke ihm für seine Ideen und dass er großzügig erlaubt hat, das Ergebnis hier zu veröffentlichen; er hat auch den Namen “Lazy Shadow” erfunden und seine eigene Seite dazu eingerichtet.
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