Vergleichen Sie die zwei Tische oben (auf dem linken liegt eine braune Holzplatte). Welchen könnten Sie einfacher durch eine schmale Tür tragen? Wie unterscheiden sich Größe und Form der beiden Tischplatten? Würde die braune Holzplatte auch auf den rechten Tisch passen?
Nun haken Sie die „Run“ an oder verschieben die Tischplatte manuell mit der Maus von einem Tisch zum anderen (da die Platte sich dabei gleichzeitig dreht, erfordert das etwas Feingefühl).
Klar ist, dass die beiden Tischplatten nicht den Eindruck machen, als hätten sie gleiche Form und Größe. Und doch sind – auf dem Bildschirm – die Tischflächen-Parallelogramme völlig deckungsgleich.
Der Trick besteht in einer Vermischung der zweidimensionalen Ansicht auf dem Bildschirm und der dreidimensionalen Wirklichkeit. Tatsächlich ist ja die Tischfläche ein Rechteck, kein Parallelogramm, wie hier perspektivisch verzerrt. Drehte man die Tischfläche in Wirklichkeit, dann änderte sich durch die Perspektive ihre Form so, dass sie nicht mehr auf den anderen Tisch passt. Übrigens ist hier, damit es genau passt, die Perspektive vereinfacht zu einer sog. „Parallelperspektive” statt der richtigeren „Fluchtpunktperspektive“.
Der Erfinder dieses Beispiels, der Psychologe Roger N. Shepard, hat neben vielen optischen Täuschungen (z.B. “Terror Subterra”) auch eine akustische Täuschung erfunden, den „immer ansteigenden Ton”.
Shepard RN (1981) Psychological complementarity. In: Kubovy M & Pomerantz JR (eds) Perceptual organization. 279–342. Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum Associates
Shepard RN (1990) Mind Sights: Original Visual Illusions, Ambiguities, and other Anomalies, New York: WH Freeman and Company