2022-07 Wasser wurde bräunlich und stank. Endlich Ursache gefunden: der Kompressor lieferte (nach 20 Jahren!) nur noch wenig Luft. Neuer billiger Kompressor, alles wieder gut – seit 30 Jahren!
2020-07/2015-05/2012-02/2011-09/2011-02 erfreulicherweise gibt es keine ;-) – alles funktioniert (seit 28 Jahren!)
2009-12 Die Anlage läuft zuverlässig, keine Probleme, weiterhin der alte Kompressor. Kürzlich musste ich den O-Ring des Schwebstofffilters wechseln.
Hintergrund
Die fortschreitende Oberflächenversiegelung führt zu Grundwasserabsenkungen, und die Versorgung mit Trinkwasser hoher Qualität wird zunehmend schwieriger. Durch eine eigene Regenwasserzisterne kann man etwas gegensteuern. Je nach Qualität ist das gesammelte Regenwasser im Haushalt vielfältig verwendbar: Toilettenspülung, Blumengießen, Gartenbewässerung, Wäschewaschen etc. Das Zisternenwasser wird in ein zweites Leitungssystem mit einem sogenannten “Hauswasserwerk” eingespeist. Wir haben eine Zisterne mit 7 m³ Größe im Jahr 1992 installiert, dabei ist einiges gut, und einiges schief gegangen. Inzwischen läuft die Anlage fast unbemerkt und zuverlässig. Von unseren Erfahrungen können andere Interessenten vielleicht profitieren.
Tipps
Zunächst Literatur zu Zisternenanlagen beschaffen & auswerten. Siehe dazu die Hinweise unten, die leider laufend veralten – das kann man aber auch positiv sehen, als wir unsere vor ≈30 Jahren bauten, gab es so gut wie nichts.
Zisternengröße
Die Zisterne sollte möglichst groß sein (z.B. >5 m³, hängt natürlich von der Nutzung und Garten/Hausgröße ab), um Dürrezeiten ohne Nachfüllung zu überstehen. Gerade in solchen Zeiten kann man dann mit gutem Gewissen den Garten aus der Zisterne bewässern.
Doch sollte die Zisterne auch nicht zu groß gewählt werden: Wenn sie nie überläuft, kann sich eine Art “Kahmhaut” auf der Oberfläche bilden. Es gibt Berechnungsformeln für die Größe in Abhängigkeit von der Nutzung.
Zur Wassersammlung ein möglichst großes Einzugsgebiet anstreben, dabei aber kein Dreckwasser (z.B. keinen Hofablauf) zulassen.
Vorfilter
Vor den Einlauf in die Zisterne ist ein Filter nötig, das sollte pflegeleicht sein. Das Filter soll schwimmende und nichtschwimmende Stoffe abfangen, vor allem geht es um Blätter.
Das oft empfohlene Kiesfilter finde ich ausgesprochen lästig, wohin mit all dem Kies? Ich habe einen Absetztank gewählt.
Auf der Freiburger Solarausstellung 2000 habe ich erfahren, dass es dazu inzwischen selbstreinigende “Wirbelfilter” gibt. Aktualisierung 2012-04: ein Besucher dieser Seite (O. Müller, Voerde, vielen Dank!) berichtet: “Dieser sogenannte Selbstreinigungsfilter war eine reine Katastrophe. Zum einen bildete sich ständig durch Pollen, die übers Dach in die Regenwasserzisterne eingetragen wurden, ihre beschriebene Feinstaubschicht auf der Wasseroberfläche, die nur beim Überlauf der Zisterne abfloss. Zum anderen verstopfte das Laub den Siebfilter und das Sieb wurde ohne Wasserdurchlass durchflossen. Dies führte dann zu Wassermangel.” (Er hat dann eine geniale Eigenkonstruktion mit einer Damenstrumpfhose (!) gebaut…). Mangels eigener Erfahrungen gebe ich dass hier nur so weiter.
Die Zisterne sollte pflegeleicht aufgebaut werden: guter Einstieg; Lüftungsmöglichkeit; konischer Boden mit einer eindeutig tiefsten Stelle, die für eine Schmutzwasserpumpe zugänglich ist.
Eine zuverlässige und dauerhafte Verrohrung von Zisterne und Hauswasserwerk (kein Schlauch) ist erforderlich. Gleich ein Leerrohr für Elektrik und Füllstandsmessung vorsehen, alles luftdicht gegen eventuelle Geruchsbelästigung.
Zisternenabfluss bzw. Überlauf
von der Zisterne in die Oberflächenwassersammlung (d.h. dahin, wohin die Regenrinne normalerweise führt) darf es nicht zu einem Rückstrom in die Zisterne komen, da das Wasser dadurch massiv verschmutzt.
Dieser Überlauf muss einen Siphon haben, zur Geruchsdichtung. Sonst wird bei entsprechenden Windverhältnissen Stinkeluft aus der Gulli-Verrohrung in die Zisterne gepustet (dann beginnt das Wasser zu stinken) und womöglich über Installationsleerrohre weiter ins Haus.
Notüberbrückung
Wenn die Zisterne nur zur Gartenbewässerung dient, ist eine Notüberbrückung nicht nötig, bzw. trivial.
Wenn auch im Haus das Zisternenwasser genutzt wird, ist für allfällige Störungen eine Notüberbrückung nötig, d.h. die Möglichkeit der Direkteinleitung von Frischwasser in die Verrohrung nach dem Hauswasserwerk.
Dabei muss ganz sichergestellt sein, dass kein Regenwasser in das Ortsnetz zurückgespeist wird. Das ist nämlich einmal vor Jahren irgendwo in Deutschland vorgekommen, seitdem sind alle Wassermeister gegen Zisternen zunächst sehr kritisch eingestellt (und haben ja auch Recht damit).
Schwebstofffilter
Es muss ein gut zugängliches Schwebstofffilter im Haus vor der Pumpe des Hauswasserwerks installiert sein.
Das Filter muss alle paar Monate gereinigt werden.
Die Dichtung (Gummi-O-Ring) des Filtergehäuses altert, am besten man besorgt sich frühzeitig einen passenden Ersatz (denn die passende Größe ist evtl. nicht leicht zu finden).
Filter und Zisterne vor der ersten Füllung säubern, damit gar nicht erst unnötig Biomasse vorliegt.
Schön wäre eine Füllstandsanzeige der Zisterne, die im Haus abgelesen werden kann.
Beim Hauswasserwerk auf geringe Lautstärke und geringen Stromverbrauch achten.
Der Wasserverbrauch muss gemessen werden, man produziert ja zu entsorgendes Abwasser. Das Zählwerk sollte aber so angebracht werden, dass Verbrauchsstellen ohne Abwassererzeugung (z.B. Gartenbewässerung) nicht mitgezählt werden. Ein zusätzliches Zählwerk, das den Frischwassereinlauf in die Zisterne misst und so Doppelberechnung verhindern soll, scheint mir bei genügend großer Zisterne unnötig.
Neben Toilettenspülung sind zusätzliche Zisternenwasserhähne im Haus sinnvoll (zum Wischen, Blumengießen, …) sowie eine Anschlussmöglichkeit der Waschmaschine, evtl. auch Badewanne.
Die Gesamtanlage lieber zuverlässig statt billig bauen
Problem Geruchsbelästigung
Wir stellten 2 Gründe für Geruchsbelästigung fest:
Direkte Luftverbingung zur Oberflächenwasserentsorgung
Dagegen reicht ein Siphon im Ablauf der Zisterne, der hatte bei uns gefehlt; siehe oben.
“Umkippen” der Zisterne
Biomasse, die in die Zisterne eingetragen wird (z.B. Blätter), wird in der Zisterne abgebaut, das ist normal. Wenn der Sauerstoff im Wasser dann verbraucht ist, wird der Abbau anaerob, das ist auch normal – wenn auch nicht schön. Dann stinkt nämlich das Zisternenwasser nach H₂S (d.h. nach faulen Eiern, Schwefelwasserstoff) und wird schwärzlich. Das kam bei uns im Sommer 2001 vor, es war richtig schlimm. Ich habe ein sehr wirksames Gegenmittel gefunden: Einblasen von Luft, wie bei einem Aquarium. Dazu betreibe ich einen billigen Luftmatratzen-Kompressor, der von einer Zeitschaltuhr gesteuert 2× pro Woche 5 Minuten lang Luft ganz unten in die Zisterne einbläst. Seitdem ist die Wasserqualität exzellent, völlig geruchsneutral und prima zum Waschen geeignet. Das weiche Regenwasser spart bei der Waschmaschine auch zusätzlich Waschmittel.
Dieser Kompressor war zum 12 V-Autoakkuanschluss vorgesehen und irre laut. Ich betreibe ihn mit Unterspannung an einem 5 V-Schaltnetzteil, er ist immer noch laut, aber nicht mehr so übersteuert wie mit 12 V, auch lebt er dann wohl länger (nämlich schon seit fast 20 Jahren).
Ergänzung 2003-09-05: Da die Zeitschaltung des Kompressors zum Lufteinblasen defekt war (und ich es nicht merkte), wurde lange kein Sauerstoff zugeführt. Daraufhin kippte in diesem warmen Sommer die Zisterne wieder ‘mal um… Auch von einem anderen Zisternenbesitzer hörte ich ähnliches. Nachdem er ebenfalls einen kleinen Kompressor installiert hatte, wurde sein Wasser innerhalb weniger Tage wieder geruchsneutral und so sauber, dass es wieder zum Waschen verwendet werden konnte.
Ergänzung 2007-05-12: das Lufteinblasen ist auf täglich einmal 2 Minuten umgestellt, keine Probleme in den letzten 4 Jahren.
Ergänzung 2007-07-10: Die Zeitschaltuhr war wieder mal ausgefallen, was sich am Geruch bemerkbar machte (starke Regenfälle und ein länger nicht gereinigtes Vorfilter). Frisch eingeblasen, alles ist wieder gut.
Ergänzung 2007-12-01: Wie ich von einem Zisternenbesitzer höre, gibt es in Baumärkten kleine Kompressoren für Gartenteichbelüftung (sehr billig, ≈5 €), die gleich schon mit 10 m Schlauch kommen (z.B. “LIBEL Oxy 100”). Das klingt nach einer praktischen Lösung; allerdings ist bei Belüftungspumpen selten angegeben, für welche Tiefe sie einsetzbar sind, und in 2 m Tiefe kommt dann vielleicht nichts mehr heraus. (Vielen Dank für den Tipp! Und ich freu mich, dass es wieder einmal so gut geklappt hat, eine “umgekippte” Zisterne schnell zu retten.)
Ergänzung 2022-07: nach über 20 Jahren hatte der Kompressor jetzt ziemlich plötzlich nur noch wenig Druck, was man dem Wasser anmerkte. Habe recheriert, obige Teichpumpe gibt’s nicht mehr, die meisten haben zu wenig Druck. Dann gibt es ganz professionelle für Koi-Teiche, kosten 200 € und mehr. Stattdessen einen 10× billigeren Camping-Kompressor installiert (so wie in obiger Abbildung) und über altem Autoakku-Lader mit Unterspannung betrieben (damit er nicht so laut ist und länger lebt). Läuft jetzt über “HomeKit” 5 Minuten jeden Tag → klares und geruchsneutrales Wasser.
Soweit unsere Erfahrungen. Bei ordentlicher Planung stellt der Einbau einer Regenwasserversorgung wenig Mehraufwand dar und leistet einen kleinen Beitrag dazu, mit unser Welt haushälterisch umzugehen. Finanziell lohnt es sich, trotz eines freundlichen Zuschusses der Gemeinde, allerdings (noch?) nicht, aber Geld ist ja nicht alles…
Weitere Seiten zu Regenwasserzisternen (recht willkürliche Auswahl, und schnell veraltend)